203
i
3. Die geistige Bildung der asiatischen Bevölkerung steht hinter den
Leistungen der Europäer entschieden zurück, obschon Asien auch die geistige
Wiege Europas gewesen ist. Die großartigen Baudenkmäler Babyloniens,
Assyriens, Kleinasiens, welche wir heute in ihren Trümmern bewundern,
weisen jetzt noch aus die Bildungsstufe jener Länder in grauer Vorzeit zu-
rück. Die Sagen und Schriften der Inder legen Proben von der tiefen
Einsicht jenes Volkes ab; China und Japan sind noch bis zur Stunde die
einzigen eigentlichen asiatischen Kulturstaaten. Aber dadurch, daß sie dieselben
von jeher gegen Außen streng abgeschlossen haben, entbehrten sie auch der
äußern Anregung, blieben auf der erklommenen Entwicklungsstufe stehen und
gingen so rückwärts. Wie manche herrliche Erfindung kannten die Chinesen
vor den Europäern! Welche tiefe Weisheit enthalten die indischen, persischen'
und arabischen Dichtungen und Märchen! Erst seit die Europäer mehr Zu-
tritt in das früher abgeschlossene asiatische Leben erlangt haben, kann man
mit Bestimmtheit voraussagen, daß Asiens Bevölkerung einer neuen Aera
entgegengeht.
4. Ebenso hat Europa in Handel und Gewerben sein asiatisches Mut-
terland bedeutend überflügelt. China kannte bekanntlich die Bereitung der
Seide vor den Europäern, welche sie erst im Anfang des 6. Jahrhunderts
von dort erfuhren. Und doch wandern jetzt Seiden- und Banmwollenzeuge
von Europa nach Asien. Chinesisches Porzellan bedarf man seit mehr als
100 Jahren nicht mehr in Europa; das europäische steht bereits auf einer-
höheren Stufe der Vollkommenheit. Von asiatischen Produkten des Gewerbe-
fleißes werden noch jetzt hochgeschätzt die Shawls von Kaschmir, die persi-
schen Waffen, die chinesischen und indischen Zeuge, die lackirten Blechwaaren
aus China. Der Seehandcl ist jetzt ausschließlich iu den Händen der Eu-
ropäer ; nur die Chinesen wagen sich mit dem längst bekannten Compaß über
das Weltmeer, und werden iin afrikanischen Capland und in Arabien, wie
auf den ostindischen Inseln und in Calisornien angetroffen. Dagegen durch-
ziehen große Carawanen im Innern den ganzen Continent, z. B. von China
nach Sibirien und Turan; von Tübet nach Iran und Vorderasien; von
Vorderasien über Syrien nach Mecka und Medina oder durch die arabische
Wüste nach Aegypten. Der indische Handelsweg nahm vor der Entdeckung
des Seewegs nach Ostindien (1498) durch den Portugiesen Vasco di Gama
verschiedene Richtungen. Man führte die Waaren den Jndusstrom aufwärts,
so weit er schiffbar war, dann zu Lande in den Oxus (Amu oder Gihon),
über den Aral-See in das kaspische Meer, und die Wolga herauf, von da
zu Lande in den Tanais (Don) und ins schwarze Meer, wo sie die Genuesen
und Venetianer abholten. Oder man brachte sie zu Schiffe an die Mündung
des Euphrat und Tigris, führte sie stromaufwärts bis Bagdad, daun auf
Kameelen durch die Wüste von Palmyra nach Aleppo, Tripoli oder Beirut
am Mittelmeer, wo sie die Venetianer und Genuesen nach Europa brachten.
Ein dritter Weg führte von Indien ins rothe Meer und vom Nordende
desselben zu Lande nach Alexandria. Dies ist unstreitig der nächste Weg
von Europa nach Ostindien, und die sogenannte englische Ueberlandpost legt
denselben von Calicut bis London über Marseille oder Triest in 24 Tagen
zurück. Sie passirt Havre, Paris, Marseille, Alexandria und Suez.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Turan
Extrahierte Ortsnamen: Europas Babyloniens Assyriens Kleinasiens China Japan Asiens Europa China Europa Asien Europa Kaschmir China Calisornien China Sibirien Vorderasien Vorderasien Mecka Medina Ostindien Bagdad Palmyra Aleppo Tripoli Beirut Europa Indien Alexandria Europa Ostindien London Marseille Paris Marseille Alexandria Suez
265
starb Richardson in Unguratua, sechs Tagereisen von Kuka. Auch Overweg
starb am 26. Sept. 1852 in Maduari. Nun war Dr. Barth noch allein
übrig. Er hatte anfangs vom Tsad-See den Weg nach dem indischen Ocean
einschlagen wollen, allein er mußte seinen Plan wegen voraussichtlichen Miß-
lingens aufgeben, besuchte Baghirmi, Adamaua, fand den Benue oder Tschadda
und reiste endlich von Kuka nach Timbuktu (1852 — 1853), von wo er
nach mancherlei Angst und Noth 1854 nach Kuku zurückkehrte. Er hat
seine Notizen-Sammlungen und Tagebücher gerettet und die Ergebnisse seiner
mühsamen Fahrt (in 5 Jahren 5 Monaten hat er 3000 d. M. zurückge-
legt) bereits veröffentlicht. Barth langte am 8. Sept. 1855 glücklich in
Marseille an. Er ist am 25. Nov. 1865 in Berlin gestorben.
Nach Overwegs Tod erschien Dr. Böget (geb. 1829 zu Crefeld) in
Afrika, um Barth's Forschungen zu unterstützen, ein tüchtiger Botaniker, Astro-
nom und Geograph (1853). Er brach von Murzuk auf, schlug den Weg
über Bilma nach dem Tsad-See ein und erforschte das Land der Tibbos
(Tebo) und Kanem, bis er 1854 in Kuka anlangte. Nach verschiedenen
Streifzügen in den Ländern südlich des Tsad-Sees brach Vogel am 1. Dec.
von Kuka nach Kano auf und hatte die Freude, an demselben Tage uner-
wartet Dr. Barth mitten im Walde bei Surrikulo zu begegnen, der endlich
seiner unfreiwilligen Haft in Timbuktu entgangen und schon lange in Europa
für todt gehalten worden war. Nach kurzem Zusammensein ging Barth
nach Europa zurück, Vogel brach nach dem Süden auf, durchforschte die
Länder am Peou und Benue und erreichte zuletzt 1856 Wadai, das noch
kein Europäer betreten hatte. Dort ist er vom Sultan hingerichtet worden.
7) Mit gerechter Freude und einigem Stolze dürfen wir die Zahl
deutscher Forscher in Afrika noch um einige bedeutende Männer vermehren.
Wie das Centrum des westlichen Afrika's, so besuchten auch das des öst-
lichen verschiedene deutsche Männer mit großem Erfolge. Die wichtigsten
darunter sind:
Johann Ludwig Burkhardt (1784 —1817), geboren zu Lausanne, studirte
in Leipzig und Göttingen. Er erhielt (1806) den Auftrag, Hornemanns
Forschungen im Innern Afrikas fortzusetzen, und begab sich unter dem Na-
men Ibrahim Sheikh nach Syrien, studirte in Aleppo Sitten und Spra-
chen des Orients, so daß er sich für einen Orientalen ausgab, und als
solcher die heiligen Städte und Moscheen von Mekka und Medinah betrat,
wo er 4 Monate verweilte. Nachdem er Aegypten und Nubien durchwan-
dert hatte, arbeitete er seine Tagebücher aus und wollte eben in das innere
Afrika ausbrechen, als ein Fieber ihn wegraffte (1817). Seine Berichte
sind gründlich und sehr zuverlässig.
W. P. Ed. Simon Nüppell, geb. den 20. November 1794 zu Frank-
furt a. M., wo sein Vater Kaufmann und kurhess. Oberpostmeister war,
widmete sich anfangs der Handelslaufbahn, gab dieselbe aber wieder auf, und
bereitete sich, nachdem er sich lediglich auf naturwissenschaftliche Studien ge-
legt hatte, zu Genua und Paris auf eine Reise nach Afrika vor. Von
1822 — 27 durchwanderte er Nubien, Kordofan und Arabien, auf einer
zweilen Reise 1830 —1834 Abyssinien. Die gesammelten Naturschätze über-
gab er dem Museuni seiner Vaterstadt, dem Senkenbergischen Stift, welches
dadurch eines der reichhaltigsten in Europa geworden ist. Rüppell hat sich
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Richardson Barth Baghirmi Barth Barth Barth Johann_Ludwig_Burkhardt Johann Ludwig Hornemanns Ibrahim_Sheikh Medinah W._P._Ed Simon_Nüppell
Extrahierte Ortsnamen: Unguratua Overweg Maduari Adamaua Tschadda Timbuktu Marseille Berlin Overwegs Afrika Kano Timbuktu Europa Europa Afrika Lausanne Leipzig Afrikas Syrien Aleppo Mekka Nubien Afrika Genua Paris Afrika Nubien Europa
137
die 3te Stadt Frankreichs, 5 M. östlich vom Rhone-Delta (262,000 E.),
welche in Form eines Hufeisens um den vortrefflichen geräumigen Seehafen
liegt. Marseilles Handel erstreckt sich vorzugsweise auf die Levante, Afrika
und Italien. Nördlich davon liegen die berühmteu Bäder von Aix, wo
Marius 102 v. Chr. die Teutonen besiegte. Toulon, (86,000 E.) ist
einer der bedeutendsten Kriegshäfen Frankreichs und hat einen Bagno für
4000 Galeerensklaven. Arles, (26,000 E.) und Avignon, beide an der
Rhone gelegen, sind geschichtliche Städte; jenes war die Hauptstadt des
cisjuranischen oder arelantesischen Reiches, dieses im 14. Jahrhundert 70
Jahre lang (1308 — 1376) die Residenz der Päpste. In Fröjus landete
am 28. April 1814 Kaiser Napelon, als er heimlich Elba verließ. Die
hierischen Inseln, welche zur Provence gehören, zeichnen sich durch ihr mildes
Klima und ihre südliche Vegetation aus; außer Oliven und Orangen kom-
men auch Bambus, Zuckerrohr und Palmen hier fort.
12. Languedoc,
zum Gebiete von Hochfrankreich gehörig, liegt am Westabhange der Se-
vennen. Die Bewohner sind lebhaft, kühn, fanatisch und sprechen einen
wohltönenden Dialekt. Im Mittelalter herrschte in diesen Gegenden der
schreckliche Vernichtungskrieg gegen die Albigenser (die Bewohner von Albi
am Tarn). Hauptstadt ist Toulouse an der Garonne und dem gleichnami-
gen Kanal, 114,000, E. Narbonne und Nimes (Nismes), 58,000 Einw.,
zeichnen sich durch ihre zahlreichen römischen Alterthümer aus. (Edikt von
Nimes 1658.) Montpellier, (53,000 E.) hat eine medicinische Schule
und wird wegen seines milden Klimas von Fremden stark besucht.
13. Guienne
und Gascogne umfassen den südwestlichen Theil Frankreichs am Nordabhange
der Pyrenäen und dem aquitanischen Golf. Navarra und Bearn bilden die
südlichen Landschaften. Vom Küstenland ist schon oben S. 27 die Rede
gewesen. Die größte Stadt dieser Landschaft ist Bordeaux an der Gironde
(Garonne) 165,000 E., ein bedeutender Platz, der mit Amerika, Afrika
und Indien verkehrt, und Mittelpunkt des Bordeaux - Weinhandels ist.
Bayonne am Adour, 26,000 E. (Bayonnet 1679). Pau, die Heimath
des Königs Heinrich I V. und des Marschalls Bernadotte, welcher zum Kron-
prinz von Schweden erwählt wurde, ist die Hauptstadt im französischen
Navarra. Das berühmte Bod Bagneres de Bigorre in den Pyrenäen.
14. Orleannais,
wozu im weiteren Sinne des Wortes die Landschaften Maine, Anjou, Tou-
raine und Poitou gezählt wurden, ist eine der schönsten und fruchtbarsten
Provinzen Frankreichs. Der am Meere gelegene Landstrich, die Vendee,
zeichnete sich in der französischen Revolution durch seine treue Ergebenheit
gegen das Königshaus aus, und war lange Zeit der Schauplatz blutiger
Kämpfe. Die wichtigsten Städte sind Orleans an der Loire (52,000 E.)
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Chr Napelon Albi Heinrich_I_V. Heinrich Bernadotte
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Marseilles Afrika Italien Toulon Frankreichs Arles Avignon Fröjus Elba Nimes Nismes Nimes Montpellier Frankreichs Navarra Amerika Afrika Indien Bayonne Schweden Navarra Maine Frankreichs
282 Allgemeine Erdkunde.
nach der Nordwestküste Amerika's und handeln hier Pelzwerk ein; nach
dem nördlichen und südlichen Eismeere, wo sie Seehundsfelle holen,
und fahren dann nach den Sandwichsinseln, wo sie Sandelholz
(das dort jetzt seltener wird) abholen. Diese Waaren schaffen sie
nach China und nehmen dagegen Ladungen von Thee, Seide und
andern Produkten ein.
8- 1160. Manche Völker senden Jahr für Jahr eine große
Anzahl von Schiffen auf den Fischfang aus, um Heringe, Stock-
fische, Walisisch- und Seehundsthran und Seehundsfelle in den
Handel bringen zu können. Auf Seehunde und Wallsische wird
vorzüglich von Briten und Nord-Amerikanern Jagd gemacht. Am
Stockfisch- und Häringsfange nehmen außer diesen beiden auch die
Franzosen, Niederländer, Danen, Schweden und Norweger Theil.
§. 1161. Manche Völker treiben Zwischenhandel, d. h.
sie lassen aus einem Lande Waaren kommen, um dieselben in einem
andern, natürlich mit Prosit, abzusetzen. Der Kommissions-
handel besteht darin, daß ein Kaufmann im Austrage eines an-
dern Waaren kauft oder verkauft. Dagegen beschrankt sich der
Speditionshandel auf eine Weiterbeförderung und Versendung
von Waaren und Gütern, die von einem andern Platze kommen
und Anderen gehören. Transits ist der Durchzug von Waaren
durch ein Land. Propre Handel ein Handel für eigene Rech-
nung und mit Waaren, die einem Kaufmanne eigenthümlich ge-
hören.
§. 1162. Aller Handel ist entweder Waaren Handel, oder
er ist Wechselhandel. Dieser letztere umfaßt alle Handelsge-
schäfte, die mit dem Verkaufe von rohem oder bereits gemünztem
Gold und Silber, sowie mit den Papieren (Staatspapieren, Aktien,
Banknoten rc., welche einen Metallwerth vertreten) in Verbindung
stehen. Die sich damit beschäftigen, heißen Wechsler oder Ban-
quiers. Eine Stadt, in welcher der Wechselhandel in großer
Ausdehnung getrieben wird, heißt Wechselplatz. — Was man
bei Waaren Preis nennt, den Werth nämlich, den man ihnen
beilegt, und zu welchem man sie bezahlt, heißt beim Gelde und bei
den Papieren Kurs. Bei Staatspapieren richtet er sich nach dem
Kredite, in welchem ein Staat steht.
8. 1163. Der Handel eines Landes ist entweder vorzugsweise
Land- oder Seehandel, oder bei manchen beides zugleich. Der
Landhandel wird im Oriente vorzüglich durch Karavanen betrie-
den, d. h. durch eine Vereinigung von Pilgern und Kaufleuten, die,
oft 2000 Menschen stark, zu gegenseitiger Unterstützung gemeinschaft-
lich reisen. Die Wege, welche ein solcher Zug zu nehmen pflegt,
nennt man Karavanenstraßen. Die zur Aufnahme der in Ka-
ravanen zusammen reisenden Kaufleute, deren Vieh und Waaren
bestimmten, oft prächtig gebaueten Lagerplätze, die auf den meisten
Straßen vorhanden sind, nennt man Karavanserais. Ein
Seehandel treibender Staat hat natürlich eine Handelsmarine,
die aus Kauffahrteischiffen besteht. Den Gehalt eines Schiffes,
d. h. die Last, welche dasselbe tragen kann, berechnet man nach
Tonnen, jede zu 2000 Pfund. Seestädte, in denen Schiffe ein-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
264
Allgemeine Erdkunde.
die Richtung andeuten, von der sie herkamen. Sie werden,
ihres herumschweifenden Lebens wegen, mit allen Einzelnheiten und
Eigenthümlichkeiten einer Gegend bald genau bekannt, sehen es
aber zum Theil sehr ungern, daß Fremde durch ihr Gebiet reisen.
In Peru hatten jedoch die Inkas, die man freilich gewissermaßen
als halbcivilisirt betrachten muß, zwei förmliche Chausseen angelegt,
die auf einer Strecke von 500 Stunden von Cuzco, der Hauptstadt
ihres Reiches, bis Quito sich erstreckten. Die eine lief un flachen
Lande der Küste entlang, die andere über das Gebirge, zum Theil
in einer Höhe von 11,000 Fuß; um diese letztere herstellen zu kön-
nen, wurden Felsen durchbrochen und tiefe Thaler ausgefüllt; die
erstere war 40 Fuß breit und mit Wegweisern und Hospizien be-
setzt. Humboldt bemerkt, nie hätten die alten Römer eine bessere
Straße gebaut.
§. 1100. Sobald ein Volk das Bedürfniß nach höherer Civi-
lisation fühlt, baut es gleich Landstraßen, weil durch diese ein rege-
res Leben hervorgebracht und mancher Fremde ins Land gezogen
wird. Bei den halbcivilisirten Nationen Asiens fehlt es aus den-
selben Gründen an Straßen, aus welchen' der Ackerbau darnieder
liegt. In Arabien, Persien, der asiatischen Türkei, dem nördlichen
Afrika, in den Wüsten werden die Reisen auf Kameelen gemacht,
in Hindustan auf Elephanten, oder in Palankins, d. h. wagenför-
migen Sitzen, die von Menschen getragen werden. Die Straßen
sind oft sehr schmal und nur mit Mühe zu passiren. In China
und Japan dagegen sind der Straßen vortrefflich; bei weitem we-
niger gut die Mehrzahl jener in der Türkei (wo jetzt der Sultan
eine Straße von Constantinopel nach Salonichi bauen laßt), Spa-
nien und Portugal.
§. 1101. Die Beschaffenheit der Landstraßen hängt
natürlich sehr von der geognostischen Struktur einer Gegend ab.
Die rauhe und unebene Oberfläche der primären Gegenden
macht die Anlage schwierig, ist der Weg aber einmal gut gemacht,
so dauert er vortrefflich aus. In Transitions- und sekundä-
rem Gelände sind der Hindernisse schon bedeutend weniger. In
Lehm- und Kiesboden lassen die Straßen sich leichter herstellen,
als in bloßem Sandboden; in nassem Alluvialboden dagegen sind
sie immer schlecht, oder doch nur mit großem Aufwande an Arbeit
und Kosten in gutem Stande zu erhalten.
§. 1102. In den nördlichen G eg end en Europa's, Asiens
und Amerikas bildet der Schnee fast die Hälfte des Jahres hin-
durch einen vortrefflichen Communicationsweg, und die meisten
Waarentransporte werden auf Schlitten befördert. Da außerdem
die Bevölkerung sehr dünn in diesen Ländern ist, so macht sich der
Mangel an chaussirten Wegen nicht sehr fühlbar. In Schweden,
und jetzt theilweise in Rußland, sind die großen Heerstraßen
mitunter vortrefflich, die Vicinalwege aber, die in Deutschland,
England und zum Theil Frankreich jenen um nichts nachstehen,
noch sehr vernachlässigt. Norwegen ist zu gebirgig und rauh, als
daß sich gute Straßen herstellen ließen.
§. 1103. In den gemäßigten Ländern sind die Straßen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Peru Cuzco Quito Persien Afrika Hindustan Palankins China Japan Türkei Constantinopel Portugal Asiens Amerikas Schweden Deutschland England Frankreich
ff
280 Allgemeine Erdkunde.
fangen, und namentlich auf der Bank von New-Foundland; Hä-
ring vorzüglich im nördlichen Ocean, in der Nordsee und auch" in
der Ostsee. Für den Erlös aus seinen Häringen trinkt der nor-
wegische Fischer in dem langen Winter seinen Grog; denn er tauscht
Fische gegen Rum und Zucker. Spermaceti, Wallfisch-
thran, Fischbein und dergleichen kommen durch die Wallsisch-
jäger der verschiedenen Nationen in den Handel.
Das meiste Pelzwerk liefern die wilden und barbarischen
Völker im Norden Europa's, Asiens und Amerika's. Der Handel
mit demselben nach den gemäßigten Klimaten ist sehr beträchtlich.
Die feinsten Pelze, Zobel, kommen aus Sibirien und sind überall,
namentlich aber in China, gesucht. Auf den Zobel folgt an Werth
der Hermelinpelz und der Balg der blauen Füchse.
§. 1153. Die Länder unter einem gemäßigten Himmelsstriche
treiben meist starken Ackerbau, nach dessen Erzeugnisse, besonders
Getreide, Hülsenfrüchte, Flachs und Hanf, überall starke
Nachfrage ist. Das nördliche Europa wird damit von den Ländern
am südlichen Gestade _ der Ostsee versehen, während die südlichen
Länder unsers Erdtheils beträchtliche Quantitäten von der Nord-
küste Afrika's und den Ländern am schwarzen Meere beziehen.
West-Indien, Spanien und Portugal erhalten für ihren Wein und
ihre Südfrüchte nordamerikanisches Mehl und Getreide. Kein Land
hat an Erzeugnissen des Ackerbaues größere Mannigfaltigkeit als
die nordamerikanische Union, weil sie von einem ziemlich kalten
Himmelsstriche bis fast zu den tropischen Gegenden reicht; so hilft
die eine Gegend der andern aus, und alle senden noch Produkte
nach andern Ländern.
§. 1154. Dicht bevölkerte, vorzugsweise in Manufakturen und
Fabriken beschäftigte Distrikte erhalten rohes Material, Lebens-
bedürfnisse und Gegenstände des Luxus aus andern Gegenden, und
geben dafür Waaren ab, welche sie selbst verfertigt haben. Die hin-
dustanischen und chinesischen Waaren werden weithin verführt; die
eigentlichen Weltfabrikländer, von denen alle Erdtheile, selbst
die Neger im innern Sudan, Waaren in ungeheurer Menge bezie-
hen, sind Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien und
die Schweiz; Clapperton kaufte mitten in Afrika einen in London
verfertigten grün-baumwollenen Regenschirm sehr billig. Nur einige
wenige andere Völker produciren für ihren eigenen Bedarf hin-
länglich. — Aus den obigen Paragraphen geht hervor, daß Eng-
land die meisten Wollen- und Baumwollenzeuge liefert;
Jreland, Deutschland, Rußland haben die meiste Leinwand;
England und Deutschland Metallwaaren.
1155. Die verschiedenen Gegenden eines Landes haben
nicht selten verschiedene Produkte, mit denen sie gegenseitig einander
aushelsen. Dadurch entsteht der in jeder Hinsicht so wichtige B i n-
nenhandel. Ausgedehnten innern Handel haben z. B. China,
Rußland, die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und alle an-
dere große Staaten, in denen der Verkehr nicht frei ist. Oester-
reich, das aus mehren Ländern besteht, die eine durchaus getrennte
Verwaltung haben, hat in seinem Innern mehre Zolllinien.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Fischer Zobel
Extrahierte Ortsnamen: New-Foundland Nordsee Ostsee Asiens Sibirien China Europa Ostsee West-Indien Spanien Portugal Frankreich Deutschland Belgien Afrika London Deutschland England Deutschland China Nord-Amerika
281
Iii. Kultur - Geographie.
§.1156. Ein Land hat einen passiv en Handel, wenn es seine
Produkte nicht selbst außer Landes schafft, sondern sie lediglich von
Fremden abholen läßt, und wenn es von diesen mehr kaust, als es
an sie verkauft, oder, wie manes nennt, die Bilanz gegen sich
hat; dahin gehört aller Handel der Wilden, die mit der Schiff-
fahrt unbekannt sind. Von ihnen, und namentlich den Indianern,
erhalten die Kaufleute kostbares Pelzwerk und einige andere werth-
volle Artikel, für Glaskorallen, Nürnberger Tand und einige Me-
tallfabrikate. Geld wird dabei selten gebraucht; der Handel besteht
in reinem Austausche der Waaren gegen einander. — In Afrika
hat man mehrerlei Surrogate für das Geld; dahin gehören im
Lande der Mandingo-Neger, im abyssinischen Königreiche Tigre
und in anderen Gegenden das Salz; in Abyssinien auch baum-
wollenes Zeug, das in Stücken zu etwa 1| Thaler preußisch
getheilt ist; im mittlern Sudan der Ti b bar oder Gold staub,
der in ganz Afrika Kurs hat; sodann die Kauris. Diese sind
kleine Muscheln, welche an den Küsten der Malediven gefischt, und
auch in Bengalen als Scheidemünze gebraucht werden; im in-
nern Afrika jedoch haben sie einen zehnmal höhern Werth; denn
hier gehen 250 Stück auf etwa 8 Groschen Conventionsmünze, in
Bengalen aber erst 2400.
§. 1157. Halbcivilisirte Völker sind in der Schiffbau-
kunst und der Navigation zu weit zurück, als daß sie Seehandel nach
allen Erdtheilen treiben könnten, wre die Europäer es thun; derselbe
beschränkt sich auf die ihnen zunächst liegenden Gewässer. Die Tür-
ken segeln niemals aus dem mittelländischen Meere und dessen Thei-
len hinaus, und die Schifffahrt der Chinesen ist auf die asiatische
Ostküste und Malaya beschränkt. Ueberhaupt ist der Handel Chi-
na's sowohl als Japans vorzugsweise paffw, und das erstere be-
zieht außer Gold, Silber und Opium nur wenig fremde Waaren;
englische Manufakturwaaren haben sich erst seit etwa einem Jahr-
zehend Bahn gebrochen. Dem Handel sind übrigens in beiden
Ländern Hindernisse mannichfacher Art in den Weg gelegt, und
den Fremden ist nur der Zugang zu einem oder einigen wenigen
bestimmten Häfen erlaubt. Nach Japan dürfen nur die Holländer
allein Handel treiben; alle übrigen Völker sind davon ausgeschlos-
sen. Auf der chinesischen Gränze ist für den Handel mit Rußland
die Stadt Kiächta bestimmt.
§. 1158. Aktiv ist der Handel, den ein Land selbst mit dem
Auslande, auf eigenen Schiffen z. B. treibt, indem es seine eigenen
Waaren in die Fremde führt und ausländische zurückbringt; sodann
wenn ein Land mehr ausführt als einführt, die Bilanz für sich
hat. Einen solchen Aktivhandel haben alle europäischen Seestaaten,
die nordamerikanische Union rc. Manche Völker, besonders solche,
in deren Ländern Ueberfluß an Holz ist, rüsten Schiffe aus, segeln
damit von Hafen zu Hafen, und nahmen überall Ladung ein; sie
treiben Rheder ei. So wird ein bedeutender Theil der Waaren
aus den Häfen des mittelländischen Meeres auf schwedischen Schif-
fen transportirt. f '
§. 1159. Alljährlich segeln britische und nordamerikanische Schiffe
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Bengalen Afrika Bengalen Japans Japan
284
Allgemeine Erdkunde.
verhandeln. Wichtige Börsen sind die londoner, pariser, amsterda-
mer, Hamburger, antwerpener rc.
§• 1168. Meßplatze sind Städte, die zu bestimmten Zeiten
im Jahre gewisse Freiheiten genießen, und wo Käufer und Ver-
käufer zusammenkommen, um Handels meist im Großen, zu treiben.
Die wichtigsten sind die von Nischn ei-Nowgorod in Rußland,
Leipzig, Frankfurt, Braunschweig rc. in Deutschland und
Beaucaire in Frankreich, Sinigaglia im Kirchenstaate, Ba-
sel in der Schweiz rc.
§. 1169. Handelskompagnien sind Vereine von Kauf-
leuten für gewisse Unternehmungen, deren Gewinn und Verlust sie
gemeinschaftlich tragen. Sie werden entweder von Privatleuten
ohne Genehmigung der Staatsbehörde gebildet, und sind auch dann
bloße Privatgesellschaften, oder sie werden von derselben förmlich
autorisirt, und erhalten zuweilen entweder einige Privilegien
oder ein Monopol, d. h. ein Recht, mit bestimmten Waaren,
oder ausschließlich nach einem bestimmten Lande Handel zu treiben,
ohne daß in beiden Fällen Andere mit ihnen concurriren dürfen.
Solche Kompagnien bestehen in allen Handelsstaaten; am berühm-
testen ist die englisch-ostindische Kompagnie.
§. 1170. Hier bemerken wir, daß jede Handelsmacht in den
bedeutendsten Handelsstädten der fremden Länder, mit welchen sie
in Verkehr steht, sogenannte Konsuln hat, die das Handels-
interesse aller Derer wahrzunehmen versuchtet sind, welche zu dem
Staate, von welchem der Konsul accreditirt ist, im Unterthanen-
verbande stehen. Sie fertigen denselben Certificate und sonstige nö-
thige Papiere aus rc. In der Levante und Berberei haben sie auch
zugleich Geschäfte zu besorgen, die sonst nur den Gesandten zustehen,
und haben diplomatische Vorrechte. Ueberall jedoch pflegen sie die
Streitigkeiten unter ihren Landsleuten zu schlichten.
§. 1171. Schließlich erwähnen wir noch des Sklavenhan-
dels, der zur Schande der civilisirten Völker immer noch von eini-
gen getrieben wird. In Afrika macht in manchen Gegenden das
Volk nicht nur alle Fremden, die an ihren Küsten scheitern, zu
Sklaven, sondern sendet auch alle seine Kriegsgefangenen, wenn es
dieselben nicht etwa tödtet, in ganzen Reihen, sogenannten C offles,
zusammengekettet an die Westküste, wo sie von den Europäern, die
hier immer auf der Lauer liegen, eingehandelt und theilweise in an-
dern Gegenden Afrika's und in Asien abgesetzt, meist aber nach
Amerika geschafft und dort verkauft werden. Viele afrikanische
Fürsten beginnen oft lediglich darum Krieg, um einander Menschen
zu rauben, ja manche verkaufen ihre eigenen Unterthanen. Die
Schiffe der Europäer, auf welchen der Transport der Sklaven von
einem Erdtheile zum andern geschieht, sind eigends zu diesem Zwecke
eingerichtet. Gewöhnlich laden sie eine so große Anzahl von Ne-
gern, daß dieselben ganz dicht auf einander gedrängt sind; und da
die Unglücklichen zugleich oft schlechte Nahrung erhalten, so sterben
ihrer immer schon viele unterwegs.
Um die Abschaffung dieses ruchlosen Handels mit Menschen-
fleisch haben Dänemark und England die größten Verdienste er-
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Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Frankfurt Braunschweig Deutschland Frankreich Sinigaglia Afrika Asien Amerika England
Phoenicia.
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verschiedenen Angaben dürfte wohl seyn, sie im Gan-
zen für Canciriäer oder Canaaniter, d. h. für einen
Theil desselben grossen Volks anzunehmen, das sich
mit. den Hebräern derselben Sprache bediente, das
aber schon weit früher insidon, Tyrus und anderen
Städten an der Meereskiisle sich angesiedelt hatte, ehe
der Einzug der Hebräer in das Landcanaan begann:
denn schon Josua, unter dem dieser Einzug vollbracht
ward, kennt Zor oder Tyrus als eine feste mächtige
Stadt. Vergl. Gesenius H. W. B. 462—463. und
425 — 426. Die Bibel zählt sie übrigens nicht zu
Chams Nachkommenschaft; was jedoch der Identität
der von ihnen mit den Hebräern und den übrigen
Semiten gebrauchten Sprache keineswegs widerspricht.
Sie waren in Hinsicht auf Künste und Handel das
ausgezeichnetste Volk des Altertlmms; darüber sind
alle Berichte der Alten einstimmig. Durch Carawa-
nen zu Lande, durch Schilfe auf dem Meere hatten
sie ihr Land zum Mittelpunkt und Hauptstapelplatz
der Erzeugnisse und der Reisenden der entferntesten
Länder des Ostens, Nordens, Südens und "Westens
gemacht, und von dem Lande der Seres und India au
bis über die Westküsten Libyas und Europas zu den
Kassiteriden hin, und vielleicht noch weiter, erstreb-
ten sich ihre Handels Verhältnisse und reichte somit
auch ihre Kenntniss oder ihre Erdkunde der alten
W elt. Unfehlbar bildeten ihre Itinerarien das erste
Gerippe der ältesten Erdcharten und lagen mit ih-
ren Bezeichnungen der Hauptländer und vorzüglich-
sten Gegenden, Städte, Meere, Flüsse und Gebirge
den späteren Erdcharten der Griechen fast durchgän-
gig zum Grunde. Daher die Menge phönicischer
Bezeichnungsnamen, die wir noch in der Geogra-
phie der Griechen treffen; die daraus übergegangen
sind in die Werke der Römer, und die sich fortge-
erbt haben bis in die Erdbeschreibungen unserer
Tage. Sie sind noch bestehende Monumente der
ehemaligen ausserordentlichen Verbreitung dieses gros-
sen Handels- Tvander - oder Reisevolks über alle
Länder der alten W elt, können aber nur vermittelst
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I. Periode. Mythische Geographie.
Xv
Sie beginnen von Lerna aus und gelten zuerst norcl-
westwärts zum Lande der Molosser, nach Doclona,
und zum xohrtog Psag, worunter man den adriati-
schen Meerhusen verstehen will, springen hier aber
plötzlich nord-ostwärts um, bis an die Küsten des
schwarzen Meeres, zu dem gefesselten Prometheus,
zum Kaukasus, zu denamazonen, zu der Jkfaeoli-
schen Meerenge, über welche die Jo setzt und in das
feste Land Asiens gelangt. Von liier aus geht die Jo
immer östlich weiter tcooq dvrohag rphoyojuccg und
setzt über den Tlovtov (pkoiößov, in welchem Her-
mann das Kaspische Meer linden will. Durch einen
grossen Luftsprung von hier aus geratli die Jo aber
wunderschneli in die Gorgonischen Felder von Ki~
sthene, und so haben-wir sie auf einmal aus dem aus-
ser sten Osten in dem ciussersten W esten, wo auch
Phorkiden, Grypen und Arimaspen wohnen, die am
Fl. Pluton sitzen, den man in dem heutigen Spanien
suchen mag. Plötzlich von da aus findet man nun
die Jo in ein fernes Land und zu einem schwarzen
Völke versetzt, an dem Flüsse Aethiops, welcher der
Niger seyn soll, und an den Quellen des Helios. Darauf
gelangt sie zum Azz, somit in das Deliaxna endlich
in die St. Kanobos, wo sie den mythisch-mystischen
Epaphos zur W eit bringt und ihre mythisch-mysti-
schen Irrungen beendigt.
Akme-rz. Vergl. Acschylos ed. Schütz Vol. I. 170 ff. Excurs.
de Jus erroribus. J.fl.vo.is mythol Briefe B. Je B. 17 und
18. G. Hermann Observatt. criticae in ijuosdam locos Ae-
schyli et Euripidis, Lips. 1798. c. Ii. Zeune’s Erdansichten
S. ii ff. liker? s Geogr. der Griechen und Kölner, Th. 2,
Abth. 1.
Xi. Mythisch conjecturirende Geographie.
Dass die Geographie ein n-oihwendiger und wür-
diger Gegenstand des Denkers oder des Philosophen
sey~, behauptet Strabo B.- I, sogleich im Anfänge sei-
nes Y\ erks. Diese Aeusserung lässt sich begreiflicher-
weise nur von der Geographie im weitesten Sinne des
V orts und zwar nur von dem physikalischen Tb eile der-
selben verstehen, unddiess zwar vorzüglich dann, wenn
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